Es regnet. Nicht viel, aber genug um ständig auf den
Boden gucken zu müssen. 150 Leute lösen sich aus ihrer Formation und stürmen
alle Richtung Tür; ins Trockene. Viele lachen, quatschen…sind einfach nur
glücklich. Viele ist vielleicht untertrieben; alle. Wir können nicht glauben,
dass es schon so weit ist. An fast jedem zweiten Handgelenk baumelt eine kleine
DigiCam, um auch ja keinen Moment zu verpassen. Die Taschen auf ihren Rücken
und Schultern sind viel leichter als an jedem anderen Tag. Ich weiß das, da
auch in meiner eine gähnende Leere herrscht. Eine Wasserflasche, eine
durchsichtige Mappe, ein einsamer Stift. Ich halte nach dir Ausschau, aber
finde dich nicht. Du wirst wahrscheinlich schon drinnen sein. Ich weiß ja wie
sehr du Regen liebst. Der Strom der Menschen reißt mich mit, vorbei an den
Musikräumen, vorbei am Vertretungsplan und wieder raus in den Regen. Für den Moment lasse ich
mich von der Stimmung mitreißen. Ich spüre wie mich ein unendliches Glücksgefühl
durchströmt, wenn auch ein wenig gemischt mit Trauer. Das war’s. Es ist vorbei.
Ich lasse mich mittreiben im Strom meiner Mitschüler zur Cafeteria. Die Tische
wurden an die Wände gerückt und die Stühle in langen Reihen vor der Bühne
aufgestellt. Vorne bei den einzigen zwei richtig stehenden Tischen, mit einem
Berg an Papieren, steht unser Rektor. Ich sehe dich nicht. Du bist nicht da,
noch nicht? Kommst du noch? Du musst kommen, sonst wirst du doch nicht
zugelassen. Meine beste Freundin winkt mir zu, sie hat mir einen Platz in der
letzten Reihe frei gehalten. Ich blicke mich noch einmal um, werde immer
unruhiger und setzte mich dann schließlich zu ihr. Das Top steht ihr gut, fällt mir auf. Als ich
wieder nach vorne blicke, sehe ich noch immer unseren Rektor, nun schon etwas
ungeduldiger. Er tritt von einem Fuß auf den anderen. Es dauert lange, bis er
sich endlich dazu aufraffen kann auf das Mikro zu tippen. Das Geräusch ist
unangenehm, viele meiner Mitschüler zucken zusammen und drehen sich dann mit
verdüsterten Gesichtern nach dem Idioten
um, der es wagt ihre Gespräche zu unterbrechen. „Sehr schön, dass ich nun auch
endlich euer aller Aufmerksamkeit habe. Es ist ein wichtiger Tag für euch …“
ich weiß was er sagen wird, jeder hier weiß es. Deswegen sind wir ja
schließlich hier. Ich schaue zum Fenster, dicke Regentropfen prasseln nun
dagegen und springen im selben Moment wieder weg. Wie tausend Schüsse auf
Panzerglas.
Ein letztes Mal gongt der Gong für uns. Und es
regnet.