Samstag, 2. Juni 2012

Vorzeitige Apokalypse

„Vorne auf die Mappe schreibt ihr bitte eure Namen und die Kursbezeichnung rauf. Gibt jemand früher ab, verlässt er bitte sofort das Schulgelände. Ich wünsche euch viel Erfolg.“, er knallt zwei Mappen, eine dicke Orange und eine etwas dünnere Grüne, auf das Pult und marschiert dann fröhlich pfeifend aus dem Raum. „Okay, let me just give your papers…“, erklärt meine Lehrerin während sie die für sie viel zu großen zwei Stapel auf einem Arm balanciert und uns aushändigt. Ich muss mich wirklich zusammen reißen um nicht sofort los zu prusten. Was ist nur mit mir los? Das ist meine Chance mein Abi rauszureißen. Das Fach beherrsche ich ausnahmsweise mal. Feinsäuberlich vor mir aufgereiht liegen meine achtzigtausend Marker, die nur darauf warten über das Papier zu gleiten und es kunterbunt einzufärben. „Soooo…it’s eight o’clock and we’re allowed to start. Good luck, you guys. “Ihre Mundwinkel zucken kurz nach oben als sie sich den ersten Vorschlag vornimmt. Bedeutet das, wir kriegen das hin? Nein. Wer hat sich denn diesen Müll ausgedacht? Schlechte Quellenangabe, wo ist der Name des Autors von diesem Drecksmüll von Klausur? Was würde ich nur dafür geben um mich in Hannover zu beschweren. Wetten dort sitzt ein alter dicklicher Herr, der seine Schadenfreude kaum verstecken kann, während überall in diesem Bundesland Schüler an seinem Mist verzweifeln?! Ich kann nicht mehr und fange an zu lachen. Alle drehen sich um und starren mich völlig entgeistert an. Schnell schlage ich mir die flache Hand über den Mund und lächle entschuldigend. Erst einmal bricht der Himmel über uns zusammen, der Donner grollt und die Blitze zucken durch den verdunkelten Himmel, ein ganzer Wasserfall entleert sich vor dem offenen Fenster. Wie wundervoll. In meinem Inneren sehe ich schon die kleinen Blitze über den Köpfen meiner Mitschüler. Ein Blick von meiner besten Freundin genügt mir um zu wissen, dass sie auch absolut nicht zufrieden mit der Situation ist. Immer wieder haut irgendein Kopf vor Verzweiflung auf den Tisch.
Als ich endlich fertig bin den ganzen Müll den wir in den zwei Jahren hinunter geschlungen haben auf das Papier zu kotzen, bin ich völlig fertig, unzufrieden und reif für den Urlaub. Gott sei Dank war das die letzte Klausur.