Part 2: First Week
Die Sonne hat sich doch tatsächlich
rausgewagt und strahlt nun mit solcher Intensität, dass man denken würde sie
würde nie wieder scheinen. Und zusätzlich ist es sogar recht mild. Mild im
irischen Sinne, natürlich. Mild laut der deutschen Definition zu verwenden ist
ein wenig zu euphemistisch. Mein Frühstück – eine große Tasse grüner Tee –
steht unangerührt auf dem Nachttisch, wahrscheinlich direkt neben meinem
zweiten Handy, dass ich vergessen habe mitzunehmen. See, ist ganz witzig denn
seit ner Woche trage ich zwei Handys mit mir rum; ein Irisches und mein
Deutsches und vergesslich wie ich bin trage ich meistens zur Verzweiflung
meiner Hostmum nur das Deutsche
spazieren. Ein kurzer Blick auf meine Uhr verrät mir, dass ich spät dran bin. Und
ich will keine Viertelstunde auf den anderen Bus warten; mir ist kalt und ich
hab keine Jacke dabei. Also fange ich an zu rennen. Lauf, lauf, lauf. Das Ding
ist allerdings dass ich a) Boots trage, b) völlig aus der Form bin und am
wichtigsten c) es BERGAUF geht. Nach zwei Straßen werde ich langsamer und
bleibe schließlich mit den Händen auf meine Knie gestützt stehen und schnappe
wie ein Ertrinkender nach Luft. Brilliant. Wieder blicke ich auf meine Uhr nur
um danach weiter zu rennen/keuchen/verrecken. Vielleicht sollte ich mal joggen gehen. Scratch that.
It’s way too cold and there are way too many hills in the city. In
Norddeutschland stolpert man eben nicht so schnell und einfach über Berge. Pardon,
ich meinte Hügel. Berge wären ja übertrieben sagen die Einheimischen – für mich
bleiben sie Berge. Als endlich die Bushaltestelle am Horizont auftaucht fange
ich wieder an normal zu gehen – inklusive außer Atem nach Luft schnappen. Und
genau in diesem Moment fällt mir ein was mein Hostdad gesagt hat: „Don’t expect
german punctuality. It might
be 5 minutes later than the schedule.“ Also wozu die Eile? Wieder
normal atmend schlendere ich lässig zu einem Baum daneben, lehne mich dagegen
und rücke nocheinmal meine obercoole Mütze zurecht, unter der keine Haarsträhne
hervorgucken darf. Ich sehe damit wirklich ultracool aus. Ultra-debil um genau
zu sein; aber sie erfüllt ihren Zweck: meine nach Rauch stinkenden
Haare verstecken, damit ich nicht den Gestank riechen muss. Es gibt fast nichts, was ich mehr hasse - und damit meine ich hasse - als rauchen. Ich hätte sie ja
waschen können, aber dann hätte ich das ganze Haus aufgeweckt…also bin ich
heute Madam Supercool. Der Bus fährt vor und ich klettere hinein; erklimme die
Stufen nach oben und mache es mir auf der Reihe ganz vorne an der riesigen
Fensterscheibe bequem. Vorteil daran ist, dass ich nun meine Ray-Ban tragen
kann und nicht mehr allzu dorky aussehe und dass ich das erste Mal in meinem
Leben Doppeldecker fahre. Und das sogar oben, ganz vorne, der Sonne entgegen.
Have a lovely week
mein dämliches Bild ;)
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